Lohnfertigung

Lohnfertigung oder Fremdarbeit / verlängerte Werkbank

Unser ERP-Modul Lohnfertigung unterstützt Sie sehr intensiv, wenn Sie mit einem Lohnfertiger zusammenarbeiten. Nun wollen wir folgende Fragen beantworten:

Was ist Lohnfertigung?

Lohnfertigung in einem Unternehmen bedeutet, dass das eigene Unternehmen die Herstellung seines Produktes nicht allein übernimmt. Ein anderes, fremdes Unternehmen wird mit Arbeiten und Produktionsschritten an den eigenen Teilen beauftragt.

Dies sind oft Arbeiten wie CNC-Fräsen oder andere CNC-Fertigung, Tieflochbohren, Drehen, Flachschleifen, Drahterodieren / Senkerodieren, Lasern, Brennen oder Wasserstrahlschneiden, Lackieren, Härten, Blechbearbeitung oder auch die Oberflächenbearbeitung.

Auch Montagetätigkeiten wie die Baugruppenmontage, bei der Sie alle fertigen Baugruppen nur zum Zweck der Montage versenden, gehören zur klassischen Lohnfertigung. Die anfallende Nacharbeit sowie das Verpacken gehören ebenso mit zur klassischen Lohnfertigung.

Manchmal gehen Teile auch außer Haus, weil die eigenen Kapazitäten in Zeiten hoher Auslastung nicht ausreichen.

Wie wird Lohnfertigung noch genannt?

Lohnfertigung wird auch als „Verlängerte Werkbank“ oder als Fremdarbeit bezeichnet. Theoretisch könnte auch der Begriff des Outsourcing die Lohnfertigung beschreiben, das wäre aber zu allgemein, da beim Outsourcing alle Leistungen und Dienstleistungen gemeint sind, die als Auftragsarbeit ausgeführt werden.

Wie werden Lohnfertigungsprozesse in eigene Prozesse integriert?

Hierzu ein Beispiel: Sie sind im Formenbau mit der Herstellung von Spritzgießwerkzeugen beschäftigt. Ihre Drahterodier-Maschinen sind komplett ausgelastet, weshalb Sie beschließen, diesen Arbeitsgang durch einen Lohnfertiger ausführen zu lassen. Die notwendigen SPS-Programme genauso wie die Frästeile, welche in Ihrem Haus aus einer 5-Achsen-Fräse kommen und nun erodiert werden sollen, müssen zu einem Auftragsfertiger gelangen. Der Zeitpunkt ist durch den Arbeitsplan der Stückliste bereits festgelegt. Sobald ihr eigener Arbeitsgang CNC abgeschlossen ist, soll das Teil zur Lohnfertigung transportiert werden. Eine ganze Reihe von Vorgängen müssen jetzt in Ihrem Betrieb ablaufen.

Bestellung, Bereitstellung und Versand

  1. Eine Bestellung des fertig erodierten Teils wird generiert.
  2. Ein Lieferschein für die CNC-Frästeile, bei Bedarf auch andere dazugehörende Komponenten oder Werkstücke, die notwendigen SPS-Programme und die zugehörige Zeichnung (CAD) werden erstellt. 
  3. Eine Spedition oder der eigene Fuhrpark beziehungsweise ein Fahrzeug des Lohnfertigers wird für den Transport beauftragt.
  4. Eine Lagerbuchung sollte die Frästeile von Ihrem Lager abbuchen und auf das Lager Ihres Fremdfertigers zubuchen. Auslagerung aus Ihrem Lager, Versand mit Einlagerung auf dem Lager des Auftragsfertigers (Lieferantenlager).
  5. Für die Dauer des Fremdarbeitsganges bleibt das Teil auf dem von Ihnen geführten Lieferantenlager liegen.

Anschließend kann der Außer-Haus-Arbeitsgang starten. Eine Terminüberwachung haben wir automatisch durch den Bestellvorgang des erodierten Teils ausgelöst. Hiermit kann eine Erinnerung für, oder Mahnung an den Lieferanten erfolgen. Die Disposition der nachfolgenden erforderlichen Teile wird aufgrund der Bestellung korrekt gewährleistet. Sobald die Arbeit erledigt ist, wird das Teil zur weiteren Arbeit zu Ihnen zurückgeschickt. Hier sollten folgende Schritte erfolgen:

Ihre Arbeit kommt zurück von der Lohnfertigung

  1. Ein Wareneingang des gelieferten Teils findet statt.
  2. Die Ware wird geprüft. Evtl. gibt es Messungen oder andere Prüfungen, welche mit einem Prüfprotokoll im 3S QM-System hinterlegt werden. Hier können auch Prüfarbeitsgänge definiert sein.
  3. Das Teil wird in unserem Lager wieder zugebucht und ggf. automatisch an den Arbeitsplatz des nächstfolgenden Arbeitsganges verlagert.
  4. Das Teil wird vom Lager des Lohnfertigers wieder abgebucht, um dieses zu entlasten.

Welche Nachteile hat Lohnfertigung?

Es gibt wie immer Vor- und Nachteile für die Entscheidung pro/kontra Lohnfertigung. Da wir selbst keine Lohnfertiger sind, können wir Ihnen völlig unabhängig die Wahrheit sagen. Deshalb wollen wir die Nachteile auch nicht verstecken.

Fremde Mitarbeiter

Die zum Teil nur kurzzeitig dort Beschäftigten kennen Ihre Produkte oftmals nicht und haben jeden Tag andere Aufträge von sehr vielen Firmen.

Qualifizierung der Mitarbeiter

Die eigenen Arbeitnehmer qualifizieren sich für die ausgelagerten Arbeitsgänge weniger, während auf der anderen Seite die Angestellten der Lohnfertiger nicht notwendigerweise qualifiziert sind.

Transportkosten

Jemand muss den Transport der Teile zahlen. Vielleicht wird dieser vom Lohnfertiger „bezuschusst“, aber diese Kosten entstehen und werden auch irgendwie bezahlt.

Schließlich muss jedes Teil doch zweimal bewegt werden. Hier spielen natürlich auch noch die Risiken von Transportschäden und die zusätzliche Disposition und Verwaltung von Paletten, Behältern oder Ladungsträgern bei der Betrachtung der Wirtschaftlichkeit eine Rolle.

Bei Auslandslohnfertigung

  • Es existieren erheblich schlechtere oder sogar fehlende Arbeitnehmerrechte.
  • In manchen Ländern wird die Ausnutzung von Kinderarbeit in Kauf genommen.
  • Die Standards im Hinblick auf Arbeitssicherheit der damit betrauten Werker sind oft deutlich geringer.
  • Werden nicht alle zu verwendenden Komponenten beigestellt, besteht die Gefahr der Nutzung von gefälschten oder gefährlichen Bauelementen.

Konkurrenz

Handelt es sich um ein spezielles Fertigungsverfahren oder um einen entscheidenden Produktionsschritt, könnte der Fremdfertiger eines Tages zu Ihrer Konkurrenz heranwachsen.

Welche Vorteile hat Lohnfertigung?

Flexibilität

Ganz nach Auftragseingang können plötzlich auftretende Spitzen durch die Fremdvergabe abgefangen werden. Bei dem Fremdfertiger stehen oft vielfältigere Möglichkeiten der Bearbeitung zur Verfügung, weil dieser eine höhere Spezialisierung besitzt.

Kosten

Wenn die Lohnfertigung in einem anderen Land stattfindet (z. B. in einem Niedriglohnland), kann zu niedrigeren Kosten produziert werden. Zusätzlich kann es sein, dass das Land selbst ein Interesse daran hat, Know-how aufzubauen und dies zusätzlich fördert.

Herstellungstechnik

Wenn das externe Unternehmen einen speziell auf seine Bearbeitung ausgerichteten Maschinenpark und das entsprechende Know-how aufgebaut hat, kann es die Arbeiten vermutlich besser ausführen als der Auftraggeber. Was wiederum zu einer höheren Qualität der Teile führen und sogar die Bearbeitung verkürzen kann.

Wie kann man die Qualität von Lohnfertigern überprüfen?

Wie bei der Bewertung Ihrer eigenen Arbeiten, sollten Sie sich auch bei der Bewertung der Ergebnisse einer Lohnfertigung Gedanken dazu machen, welche Kriterien in die Bewertung einfließen sollen. Bitte bedenken Sie, dass es in diesem Fall nicht nur um die Qualität des Produktes oder der Leistung an Ihrem Produkt geht: Zusätzlich – weil von entscheidender Bedeutung für Ihren eigenen Ablauf – ist es auch notwendig, Werte wie Liefertermintreue und Flexibilität zu bewerten. Diese Werte messen Sie vielleicht auch schon für Ihre Lieferanten; und Ihr Lohnfertiger ist von den Prozessen her nichts anderes als ein Lieferant. Also messen Sie doch die Termintreue ebenso wie bei anderen Lieferanten auch.

Abgabe von Prüf-Verantwortung

Natürlich kann Ihr Lohnfertiger mit seinen Maschinen und Mitarbeitern einen Teil der Verantwortung in der Qualitätssicherung übernehmen. Erstellen Sie eine Aufgabe, die beschreibt, welche Werte er wann und in welchem Intervall zu prüfen hat. Die entsprechenden Prüfarbeitsgänge können Sie in unserem QM-Modul verwalten und diese zusammen mit der Bestellung der Leistung an den Lieferanten ausgeben. Es spielt dabei keine Rolle, ob es sich hierbei um ein einzelnes Drehteil aus Metall für den Maschinenbau oder vielleicht einen Auftrag zur Metallbearbeitung / Zerspanung mit großen Stückzahlen handelt. Sie können mit 3S Azul den Fremdarbeiter die Messwerte direkt in Ihre Datenbank erfassen lassen.

Wie bewertet und vergleicht man Lohnfertiger?

Natürlich hängt es davon ab, ob es sich bei den Unternehmen um eine Serienfertigung im Umfeld der Blechbearbeitung mit Arbeitsgängen wie Kanten oder Laserschneiden mit sehr hoher Präzision handelt, oder ob Sie als Maschinenfabrik Baugruppen oder andere Anlagen montieren oder schweißen lassen und es sich damit eher um eine Einzelfertigung handelt.

Überprüfen Sie bei jeder neuen Lohnfertigung:

  • Hat dieses Unternehmen bereits Erfahrung mit ähnlichen Produkten gesammelt?
  • Verfügt er über Referenzen oder kann er Ihnen Muster von Bauteilen zeigen, die mit Ihrer Aufgabe vergleichbar sind?
  • Stehen die Ressourcen für Ihre Arbeiten spontan oder kurzfristig zur Verfügung?
  • Kann Ihr potenzieller Partner die geforderte Präzision liefern?
  • Verfügt Ihre verlängerte Werkbank über entsprechende Maschinen und auch das Know-how, diese zu steuern?
  • Beantwortet er Ihre Anfragen zeitnah?

Wie bewerten Sie Lohnfertigungsteile, während diese außer Haus sind?

Da Ihre Produkte – auch während sie sich in der Produktion außer Haus befinden – Ihr Eigentum sind, müssen Sie sie z. B. im Rahmen einer Inventur oder einer permanenten Inventur auch entsprechend bewerten. Dies setzt voraus, dass Ihr ERP-System diese, teils komplexen, Materialflüsse und Fremdleistungen auch entsprechend abbilden kann. Unser auf Produktionsabläufe ausgerichtetes ERP-System ist für diese Aufgabe bestens geeignet, da wir uns seit 30 Jahren mit allen Prozessen in Produktionsunternehmen beschäftigen.

Wie können Sie bei der Lohnfertigung sicherstellen, dass Termine eingehalten werden?

Da Sie mit einer Bestellung das „fertige“ Teil und die Fertigung oder Leistung bestellen und die Rücklieferung auch über den Wareneingang erfolgt, empfehlen wir Ihnen, auch die entsprechenden Prozesse des Einkaufs zur Terminüberwachung zu verwenden. Hierzu finden Sie in unserer ERP-Lösung komplette Arbeitsabläufe (Workflows), um die Lieferanten automatisch an Lieferfristen zu erinnern oder auch, um Lieferanmahnungen zu versenden.

Komplexer wird es noch, wenn Sie mit verschiedenen Fertigungsprozessen von Lohnfertigern aus unterschiedlichen Bereichen der Industrie zusammenarbeiten, welche Arbeitsgänge direkt nacheinander erledigen und dabei Ihre Teile direkt versenden, ohne dass diese zwischendurch bei Ihnen sind.

Beispiel: nach mechanischer Metallverarbeitung, Bohren und CNC-Fräsen in einem CNC-Zentrum lassen Sie Ihre Stahlteile bei einem anderen Lohnfertiger entfetten. In diesem Fall empfehlen wir Ihnen, den Fortschritt und den Versand entweder elektronisch über EDI oder aber über eine unserer WEB-Schnittstellen von Ihrem Partner direkt in der Software buchen zu lassen. Damit wissen Sie immer ganz genau, welcher Fertigungsbetrieb Ihre beauftragten Teile gerade hat und wo sie schon waren.

Wie planen Sie wiederkehrende Fahrten zu Ihrem Lohnfertiger im Hinblick auf die Produktionsplanung?

Es ist schon ein Unterschied, ob Sie sporadisch Frästeile aus Stahl auf 5-Achsen CNC-Maschinen fräsen lassen, weil Sie selbst diese CNC-Fräse nicht besitzen oder ob Sie Arbeitsgänge wie Härten, Pulverbeschichten oder Verzinken, welche immer wieder bei allen Ihrer Teile erledigt werden müssen, regelmäßig ausführen. In so einem Fall etabliert sich oft ein Quasi-Werksverkehr zwischen dem beauftragendem Unternehmen und seinem Fertigungspartner. Je nach Durchlaufzeit kann es also sein, dass an einem oder an zwei bestimmten Tagen der Woche ein Lkw zwischen den Beteiligten hin- und herfährt.

Der Transporter liefert die unfertigen Teile (Beistellung) zur Lohnarbeit und bringt die bereits fertigen Bauteile auf dem Rückweg wieder mit. Auf diese Art vermeiden Sie Leerfahrten Ihres Fuhrparks oder Spediteurs.

Sobald Sie diese festen Tage des Verkehrs definieren, kommt wieder unsere 3S Software ins Spiel, denn es spielt für die Planung eine entscheidende Rolle, dass unser ERP-Modul zur Produktionsplanung genau weiß, an welchen Tagen die Fremdarbeitsgänge erledigt werden können. Sowohl die vorherigen, als auch die nachfolgenden Arbeiten müssen natürlich entsprechend ausgerichtet und eingeplant werden. Daher besitzt unser Produktionsplanungsmodul die Möglichkeit, diese Fahrten genau wie alle anderen regelmäßigen Fahrten zum Werksverkehr zu hinterlegen und zu berücksichtigen.

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